DIE LINKE in Schildesche unterstützt die Umbenennung der Victor-Tuxhorn-Straße in Edith-Feder-Straße

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Die Vertreter der LINKEN in der Bezirksvertretung Schildesche sprachen sich vehement für die Namensänderung der Victor-Tuxhorn-Straße aus. Dem war vorausgegangen, dass sich im Rahmen der Digitalisierung von älteren Zeitungsausgaben im Stadtarchiv Bielefeld herausstellte, dass der als westfälischer Expressionist deklarierte Künstler Victor Tuxhorn von 1942 bis 1943 die Funktion des NSDAP-Presseamtsleiters in Schildesche innehatte. Er war dadurch Mitglied des achtköpfigen Parteivorstands der ca. 350 Mitglieder zählenden NSDAP-Ortsgruppe Schildesches. Seine Funktion bestand darin, auf allen Ebenen bis hin zu den Frontsoldaten nationalsozialistische Propaganda zu verbreiten.

Die BZV-Schildesche beschloss nach eingehender, parteiübergreifender Diskussion diesen Straßennamen abzuerkennen und ihn durch „Edith-Feder-Straße“ zu ersetzen. Edith Feder gehörte der Schildescher jüdischen Gemeinde an und wurde im Lager Poniatowa in Polen ermordet. Über das Rechtsamt der Stadt Bielefeld wurde die Möglichkeit postmortaler Ehrverletzung Victor Tuxhorns ausgeschlossen.

Diese Initiative stieß auf vehementen Protest, insbesondere einiger lokaler Kunstsammler, die womöglich eine Wertschmälerung ihrer Exponate befürchteten. Allen voran versuchte Herr Prof. Dr. jur. Bunte, dessen spektakuläre Zurücknahme seiner Bilder aus dem Stenner-Museum zu einem früheren Zeitpunkt für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte, mit einem Spektrum an spekulativen Ansichten die politische Aktivität Tuxhorns zu verharmlosen. An dieser Stelle sei gesagt, dass es in keiner Weise darum gehen sollte, die künstlerische Leistung Tuxhorns in Frage zu stellen. Auf der beschlussfassenden BZV-Sitzung am 1.9.22 verstiegen sich einige Teilnehmer*innen dazu, Tuxhorn nicht nur als einen „guten Nazi“ reinzuwaschen, sondern ihn sogar als Opfer der Nazi-Herrschaft werten zu wollen. Dem widerspricht allerdings nicht nur die Tatsache, dass Tuxhorn am 1.5.1937 in einer politischen Situation in die Partei eintrat, in dem „alle wussten, was gespielt wurde“. So wohnte Tuxhorn in einem Gebäude, in dem im unteren Stockwerk polnische Zwangsarbeiter*innen lebten und 200 mtr. Luftlinie entfernt Juden aus den „Judenhäusern“ Schildesches verschleppt wurden.
 
Allein die AfD stimmte gegen die Umbenennung.

Die anwesenden „Omas gegen rechts“ brachten es mit ihrem Aufruf an die Anwesenden auf den Punkt: „Wehret den Anfängen!“

Bernd Adolph
Dr. Hartwig Hawerkamp